Review: MotoGP 19

 

©Milestone S.r.l.

Nachdem sich die mehrmaligen Weltmeister Marc Marquez, Jorge Lorenzo und Valentino Rossi bereits seit Ende März auf den Rennstrecken dieser Welt duellieren, schickt der italienische Entwickler Milestone mit MotoGP 19, dem offiziellen Videospiel der aktuellen MotoGP-Saison, die Videospieler ebenfalls auf die Rennstrecke. Neben der Königsklasse, der MotoGP, sind auch wieder die Moto2, die Moto3 und der Red-Bull Rookies Cup im Spiel vertreten. Erstmalig mit dabei ist die MotoE, deren Motorräder bei einem Feuer im Fahrerlager verbrannt sind und daher noch an keinem offiziellen Rennwochenende zum Einsatz kamen. Außerdem sind auch zahlreiche historische Motorräder und die dazugehörigen Fahrer im Spiel vorhanden. Zu den 19 Strecken der 2019er MotoGP-Saison gesellen sich zudem noch drei historische Varianten. Genügend Umfang ist also geboten.

Bei den Spielmodi gibt es keine großen Überraschungen, so lässt sich neben der Karriere wieder in einzelnen Rennen oder einer herausgelösten Meisterschaft antreten. Natürlich ist auch das Zeitfahren wieder möglich und der überarbeitete Multiplayer bietet jetzt eine noch bessere Möglichkeit sich online mit anderen Fahrern zu messen. Abwechslung wird durch die historischen Herausforderungen ins Spiel gebracht, in welchen auf den historischen Motorrädern verschiedene Aufgaben zu erledigen sind. Dies sind grundsätzlich nur verschiedene Szenarien fürs Zeitfahren oder verschiedene Ausgangslagen für Rennen, unterhalten tun sie aber trotzdem und lockert zudem zwischendurch das Spiel auf. Auch sind die Herausforderungen nicht zu unterschätzen, da die Motorräder ihr eigenes Fahrverhalten besitzen, welches erst einmal gemeistert werden möchte.

Was leider zu kurz kommt sind Einführungen in die Situation mit originalen TV -Ausschnitten, wie es zum Beispiel noch in MotoGP 14 der Fall war. Hier beschränkt sich das Ganze auf einen zu lesenden Text. Motivierend sind die Herausforderungen aber trotzdem, da je nach Abschneiden nicht nur der Fahrer und das Motorrad, sondern auch kosmetische Gegenstände für die verschiedenen Editoren freischaltet werden. Dieses Jahr bietet das Spiel die Möglichkeit das Auftreten des eigenen Fahrers mit einem Helm-, einen Fahrernummer- und Rückenaufnähereditor nach Belieben zu gestalten. So fallen diese recht üppig aus, bedürfen daher aber auch eine gewisse Einarbeitung, um damit kreative und vor allem zufriedenstellende Ergebnisse zu erzielen.

Wenn dies erledigt ist, geht es in der Karriere auf die Strecke. Hier lässt sich frei entscheiden, in welcher Klasse und mit welchen Fahrhilfen begonnen werden soll. Auch der Umfang der Rennwochenenden ist stets frei anpassbar. Ebenfalls frei anpassbar ist der Schwierigkeitsgrad der K.I., die mit dem in Rennspielen bereits etablierten Schieberegler stufenlos von 1 bis 120 einstellbar ist. Zudem hat sie sich die Bezeichnung künstliche Intelligenz in diesem Jahr besonders verdient und hört daher auch auf den Namen Anna , was für Artificial Neural Network Agent steht. Sie ist darauf programmiert von den Spielern zu lernen und sich so ihrem Fahrstil anzupassen, damit auf der Strecke noch bessere Zweikämpfe und vor allem eine größere Herausforderung entsteht. Wie viel Neu- und Wiedereinsteiger, aber auch Gelegenheitsspieler davon merken, bleibt zu bezweifeln. Dieses Feature richtet sich wohl eher an die richtig guten Spieler und Profis, die auch in diesem Jahr wieder in Richtung der MotoGP-E-Sport-Meisterschaft schielen werden.

Wie schlägt sich MotoGP 19 denn jetzt aber? Die Fahrphysik wurde noch einmal überarbeitet und fühlt sich erneut super an. Die verschiedenen Klassen spielen sich alle unterschiedlich und stellen mit zunehmendem Hubraum eine größer werdende Herausforderung dar, die nach ein bisschen Einfahren aber auch zu meistern ist. Dies liegt an der präzisen Steuerung und dem guten Feedback des Motorrads, sowohl rein visuell als auch über das Force-Feedback. So ist das Spiel nicht frustrierend, sondern richtig motivierend, wenn man ein Gefühl für seine Maschine entwickelt hat und damit dann flüssig durch die Kurven manövriert. Milestone bleibt der eigenen Philosophie auch ansonsten treu, was zählt ist auf der Rennstrecke. So wird jedem Motoradliebhaber und MotoGP-Fan beim Anblick der Motorräder das Herz aufgehen. Diese sind nämlich sehr detailreich und hübsch modelliert. Auch die Strecken selbst sind noch recht ansehnlich, alles was jedoch darüber hinaus stattfindet, hat keinen Schönheitspreis verdient. Die Peripherie, Gebäude und Zuschauer stellen beim visuellen Auftritt klar einen Schwachpunkt dar, was nicht weiter schlimm ist, da wir anfangs mehr mit dem Motorrad und der Strecke beschäftigt sind. Jedoch rücken die an TV- Übertragungen angelehnten Zwischensequenzen diese Schwachstellen in den Mittelpunkt. Diese sind zudem selbst auch nach einiger Zeit nervig, weil der Kommentator jede Boxenaus- und Einfahrt kommentieren muss, was zudem nicht sehr vielfältig daherkommt.

MotoGP 19 ist also nicht das schönste Rennspiel auf dem Markt, aber auch definitiv nicht das hässlichste und muss sich schon gar nicht vor seinen Vorgängern verstecken. Der Sound der Motorräder ist schön kernig, außer natürlich in der MotoE, was die fast vollkommend fehlenden Motorengeräusche noch einmal besonders hervorhebt. Auch technisch gibt es an MotoGP 19 wenig zu meckern, zumal kleinere Kränkeleien höchstwahrscheinlich noch durch Patches behoben werden.

Was bleibt ist also ein erneut qualitativ hochwertiges, umfangreiches und insgesamt rundes Spiel, welches alle Neuerungen der aktuellen Saison beinhaltet und auch einige nette Features hinzufügt, ansonsten aber die Reihe natürlich nicht neu erfindet. Wie viel einem diese Neuerungen wert sind, muss jeder Besitzer des Vorgängers selbst entscheiden. Das Spiel bekommt aber definitiv eine Empfehlung und lohnt sich besonders für alle, die schon immer ein gutes Motorradrennspiel spielen wollten und wieder in die Reihe einsteigen wollen.

 

ist der Moderator der Storchenschau, des Filmabends und ab und an anderer Sendungen. Außerdem testet er Videospiele.