Steigen die Energiepreise weiter, könnte die Uni durch Online-Lehre sparen. Dagegen wehren sich AStA und Studentenwerk: Die Kosten dürfen nicht auf die Studierenden abgeschoben werden. Unsere Redakteure Julius und Moritz haben darüber mit Stella Thomsen (AStA-Vorständin der CAU), Matthias Anbuhl (Generalsekretär Deutsches Studentenwerk) und Guido Wendt (Staatssekretär im Bildungsministerium SH) gesprochen.
Drei Semester lang saßen die Studierenden während der Corona-Pandemie zuhause vor ihrem PC und verfolgten die Online-Lehre. Seit dem letzten Sommersemester ging es wieder zurück in die Hörsäle, dieses Wintersemester läuft nach zwei Jahren wieder ein richtiges Präsenzsemester. Doch damit könnte schon bald wieder Schluss sein, denn die Energiekrise bedroht die Präsenzlehre an den Hochschulen in Schleswig-Holstein.
CAU-Stufenplan: Ab Stufe 4 wird der Betrieb der Hörsäle eingestellt
Auch die CAU ist davon betroffen und muss sparen, deshalb wurde ein Stufenplan ins Leben gerufen. Derzeit befindet sich die Uni in der niedrigsten Stufe (Stufe 1). Mindestens 20 Prozent der Energie müssen derzeit eingespart werden. Vier Stufen gibt es insgesamt, bei Stufe 4 müssen 59 Prozent der Energie eingespart werden. Zudem sollen Hörsäle geschlossen und die Betriebszeiten der Bibliotheken eingeschränkt werden. Es droht Online-Lehre. Doch auch das Land Schleswig-Holstein könnte schon davor eingreifen und die Studierenden eher zurück vor die PC’s schicken.
Die bisherige Beibehaltung des Präsenzsemesters sei ein Kraftakt gewesen, so Guido Wendt, Staatssekretär im schleswig-holsteinischen Bildungsministerium. Denn die Bundesnetzagentur habe die Hochschulen zuerst gar nicht in den Kreis der geschützten Kund:innen aufnehmen wollen. Das sei durch einen Zusammenschluss aller Bundesländer aber gelungen. Ohne diesen Status wäre ein Präsenzsemester gar nicht möglich, so Guido Wendt.
Die Hochschulen können die gestiegenen Betriebskosten aber nicht alleine tragen. Deswegen braucht es Unterstützung vom Land Schleswig-Holstein. Das Bildungsministerium hat dafür eine Einigung mit dem Finanzministerium vereinbart, um den Haushalt zu entlasten. „Jetzt muss nur noch alles glatt gehen“, sagt Guido Wendt.
Das ist der große Knackpunkt: Falls die Energiepreise im Winter ins Unermessliche steigen, müssen die Hochschulen wohl wieder ins Online-Semester.
“Hochschulen dürfen Kosten nicht an Studierende abschieben”
Ein klarer Gegner davon ist Matthias Anbuhl, Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks in Berlin. Unter dem Dach seines Verbands sind alle 57 deutschen Studierendenwerke organisiert. Anbuhl betont, dass die Studierenden aufgrund der Corona-Krise schon jetzt auf dem Zahnfleisch gehen würden. Vielfach habe es soziale Isolation gegeben und jetzt komme schon die nächste existenzielle Krise. Er fordert, dass sich die Präsenzlehre an den Hochschulen wieder etabliert wird – auch jetzt in der Energiekrise. Er fordert, dass die Belastungen durch die hohen Energiepreise nicht auf die Studierenden abgeschoben werden: „Wir dürfen nicht sagen: Wir fahren die 400 Hochschulen herunter und schicken die 2,9 Millionen Studierenden ins Home-Office, wo sie dann heizen und Strom verbrauchen.“ Wendt fordert mehr Förderung für die Studierendenwerke und die Hochschulen. Zudem müsse der soziale Austausch auf dem Campus stattfinden.
“Energiekrise darf nicht auf Rücken der Studierenden ausgetragen werden”
So sieht es auch der AStA der Uni Kiel. Zwar sehe es derzeit nach Präsenzlehre aus, doch dabei müsse es auch bleiben, so AStA-Vorständin Stella Thomsen. Sie sieht die Online-Lehre in zweierlei Hinsicht: Bei steigenden Corona-Zahlen sei das Ende der Präsenzlehre gerechtfertigt, jedoch nicht bei der Energiekrise. „Wir sehen es nicht ein, dass die Energiekrise auf dem Rücken der Studierenden ausgetragen wird und die Studierenden dann zuhause dafür zahlen müssen“, so Thomsen.
Bis jetzt ist auch der Staatssekretär Guido Wendt noch zuversichtlich, was die Präsenzlehre im kommenden Wintersemester angeht. Doch das könnte sich schnell ändern, falls die Energiepreise rasant steigen.
Zum Hintergrund:
Die Gespräche mit Stella Thomsen, Guido Wendt und Matthias Anbuhl führten unsere Redakteure Julius und Moritz im Rahmen des Kieler Hochschulempfangs, zu dem die Landeshauptstadt Kiel und das Studentenwerk SH eingeladen hatten.