Die Menstruierenden Monster setzen sich für die Enttabuisierung der Menstruation ein und stellen kostenlose Hygieneartikel auf den Toiletten der CAU zur Verfügung. Unsere Redakteurinnen Yağmur und Luisa haben mit Carlotta und Hanna, zwei der vier Gruppenmitglieder, gesprochen.
Wer nicht zuhause vor der Online-Vorlesung sitzt, sondern in die Uni geht, dem ist vielleicht schon was aufgefallen: Auf manchen Uni-Toiletten gibt’s neuerdings kostenlose Menstruationsartikel-Spender. Das verdankt ihr den Menstruierenden Monstern, denn die haben sich dafür eingesetzt.
“Periode bekommen, nichts dabei, und dann stand ich so vor dem Hörsaal und frage: Hast Du vielleicht ein Tampon? Es tut mir so Leid! Das ist so schambesetzt.”
Ungefähr die Hälfte der Gesellschaft kennt die Situation, die Carlotta beschreibt. Trotzdem ist die Menstruation immer noch ein großes Tabu-Thema. Viele trauen sich nicht, über ihre Periode zu sprechen, aus Angst, andere damit abzuschrecken. Denn die Gesellschaft neigt immer noch dazu, menstruierende Menschen als zickig und überemotional abzustempeln. Vielleicht haben sich die menstruierenden Monster gerade deswegen ihren Namen ausgesucht.
Hanna: “Wir sind natürlich keine Monster. Und genau das möchten wir mit unserem Namen ausdrücken. Denn selbst bei so einem Thema kann und darf Humor nicht fehlen.”
Mit Humor und viel Ehrgeiz wollen Carlotta und Hanna die Menstruation enttabuisieren. Zum einen wollen sie erreichen, dass in der Öffentlichkeit mehr über das Thema gesprochen wird und zum anderen, dass menstruierende Personen nicht benachteiligt werden.
Carlotta: “In Bafög sind keine Menstruationsartikel mit eingerechnet. Das heißt, eine menstruierende Person, die Bafög bezieht, hat am Ende des Monats immer einen Mehraufwand und weniger zum Essen. Dadurch haben menstruierende Personen immer und überall einen finanziellen Nachteil, und das ist nicht in Ordnung. Da müssen wir gegensteuern. Menstruationsprodukte müssen in Bildungseinrichtungen kostenlos sein. Das ist für mich ein ganz großer Schritt in Richtung Gleichberechtigung in der Gesellschaft.”
Weil da vom Staat bisher noch nicht viel kommt, haben die menstruierenden Monster beschlossen, es einfach selbst in die Hand zu nehmen. Mit finanzieller Unterstützung vom AStA konnte in der UB eine Pilotphase gestartet werden, indem kostenlose Menstruationsartikel zur Verfügung gestellt wurden. Und zwar auf den Toiletten für Frauen und für Männer.
Carlotta: “Ich glaube nicht, dass Geschlechter binär sind. Es gibt nicht nur Männer und Frauen, es gibt auch ganz viele Sachen dazwischen. Und damit ist klar, dass Menstruation nicht nur zu Frauen gehört, sondern auch zu anderen Menschen. Männer können auch menstruieren.”
Das Angebot wurde gut angenommen, deswegen wollen die Menstruierenden Monster das Projekt erweitern. Dafür gab es bisher 750 Euro aus dem Diversitätsfond der CAU.
Carlotta: “Davon haben wir jetzt vier Spender gekauft und ein paar Periodenprodukte. Damit können wir aber nur die Mensen ausstatten, das reicht nicht für jedes Gebäude. Und 750 Euro sind extrem wenig und reichen nicht für ein Jahr. Wir brauchen auf jeden Fall deutlich mehr Geld.”
Um in Zukunft auf allen Toiletten kostenlose Menstruationsartikel anbieten zu können, braucht es eine langfristige und vor allem höhere Finanzierung. Deswegen wird die Gruppe einen Antrag im Senat stellen, der dann aber auch noch genehmigt werden muss. Bisher ist die Uni aber noch nicht so ganz von dem Projekt überzeugt.
Carlotta: “Müssen wir mehr Müll rausbringen? Was ist, wenn Leute das auf den Boden schmeißen? Müssen wir das Nachfüllen? Das ist eine Hürde, das ist ein Kostenfaktor und mehr Arbeitsaufwand. Aber wir sprechen ja nicht davon, ein neues Gebäude hochzuziehen.”
Es dauert also noch eine Weile, bis wir auf allen Toiletten kostenlose Menstruationsartikel haben. Die Menstruierenden Monster rund um Carlotta und Hanna kämpfen aber weiter. Und auch ihr zuhause könnt schneller sein als die Uni.
Hanna: “Ein ganz tolle Sache ist es, wenn auch nicht-menstruierende Personen Menstruationsartikel bei sich zuhause zur Verfügung stellen. Vielleicht kennt man das von der ein oder anderen WG: Es ist einfach toll, wenn dann was zur Verfügung steht.”