Stupa-Wahl: Jusos und RCDS streiten über Wahlplakat

Die beiden Hochschulgruppen werfen sich gegenseitig Populismus vor. Doch ist das überhaupt Populismus? Nein, sagt Jan Zeemann vom Institut für Sozialwissenschaften. Das sei lediglich Polemik.

Es geht um ein Wahlplakat des RCDS: Auf dem sind zwei Hände zu sehen, die sich auf dem Asphalt festkleben. Dazu steht auf dem Plakat: „Lass deine Stimme nicht LINKS LIEGEN.“ Die Jusos entdeckten das Wahlplakat auf dem Campus entdeckt und zeigten sich empört. Auf Instagram schrieben sie unter anderem, dass es „billiger Populismus“ sei, der „so auch von der AfD hätte kommen können.“ Und weiter, dass der RCDS „in Teilen rechten und nationalsozialistischen Gedankengut eine Stimme verleihen möchte“.

Hochschulgruppen werfen sich gegenseitig Populismus vor

An dieser Stelle möchten wir den Populismus-Begriff genauer beleuchten. Denn der fliegt uns in dem Streit ganz schön um die Ohren. Darüber haben wir mit Jan Zeemann gesprochen. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sozialwissenschaften an der Uni Kiel und arbeitet am Lehrstuhl von Dirk Nabers. Bei seiner Arbeit beschäftigt sich Jan Zeemann viel mit internationaler politischer Soziologie und auch viel mit dem Populismus-Verständnis.

CRK: Herr Zeemann, das Wahlplakat des RCDS: Ist das populistisch, so wie es die Jusos sagen?

Jan Zeemann: “Nein. Das ist einfach nur polemisch oder plakativ. Aber populistisch im wissenschaftlichen Sinne ist das nicht.”

CRK: Warum denn nicht?

Zeemann: “Da ist überhaupt nichts drin, was mit Populismus zu tun hat. Populismus teilt die Gesellschaft in zwei Teile auf. Das ist so die Minimaldefinition. Das kann Rechts- oder Linkspopulismus sein. Aber die Gesellschaft muss in zwei Teile aufgeteilt sein, dann ist es populistisch. Das sehe ich hier aber gar nicht.”

“Ich sehe hier keinen Populismus”

CRK: Was ist es denn dann?

Zeemann: “Das ist vielleicht ein bisschen plakativ oder polemisch. Aber das ist nicht populistisch. Aber man kann den Hochschulgruppen nicht wirklich einen Vorwurf machen, denn das wird aber in den Mainstream-Medien ständig falsch genutzt.”

CRK: “Die Antwort des RCDS hat nicht lange auf sich warten lassen: Die Hochschulgruppe zeigte sich fassungslos und sagte, dass er der Vorwurf mit dem nationalsozialistischen Gedankengut haltlos sei. Nicht ihr eigenes Wahlplakat sei populistisch, so der RCDS, sondern die Aussage der Jusos.”

Aber, nachdem was wir jetzt gehört haben: Dann ist der Vorwurf, den die Jusos dem RCDS machen, doch auch nicht populistisch, oder?

Zeemann: “Sehe ich genauso – das ist kein Populismus. Wenn wir Populismus noch etwas genauer betrachten: Da müssen unterschiedliche Forderungen sein, die im System nicht beantwortet werden. Dann entsteht so ein populistischer Moment, dann können sich die Leute zusammenschließen, obwohl sie eigentlich unterschiedliche Sachen hatten, die sie gestört haben. Dann können sie gemeinsam den Wandel fordern und finden vielleicht mehr Gehör. Das ist eigentlich populistisch. Aber der Streit mit dem Wahlplakat, das ist einfach nur Polemik.”

Wir halten also fest: Beim Streit um das Wahlplakat des RCDS ging es um Populismus, den sich die Jusos und der RCDS gegenseitig vorgeworfen haben. Aber eigentlich wurde der Begriff falsch benutzt – und es ist am Ende nur Polemik.

Aus dem tiefen Süden im hohen Norden gelandet, moderiert Moritz mittwochs die Kulturtankstelle beim Campusradio Kiel. Tiefenentspannt, ohne Schuhe, mit guter Musik und einem kühlen Pils.