Das Studentenwerk möchte ein Gutachten zur NS-Belastung des Mediziners Wilhelm Hallermann abwarten. Das Studierendenparlament fordert eine sofortige Umbenennung des Studierendenwohnheims. Die bisherigen Belege würden ausreichen.
Ein Theaterstück am Schauspielhaus Kiel gab den Anstoß: In dem Stück zur NS-Euthanasie taucht der ehemalige Medizin-Professor und Studentenwerksleiter Wilhelm Hallermann auf. Das Studentenwerk SH wollte daraufhin eine Umbenennung des Wohnheims prüfen und gab im Januar ein Gutachten in Auftrag. Das sollte eigentlich bis Juni vorliegen, doch nun verzögert sich das Gutachten bis zum Winter. Wenn es vorliegt, möchte das Studentenwerk über eine Umbenennung entscheiden.
Stupa möchte sofortige Umbenennung
Dem Studierendenparlament der CAU geht das nicht schnell genug. Es fordert das Studentenwerk in einer Stellungnahme dazu auf, das Professor-Hallermann-Haus mit sofortiger Wirkung umzubenennen. Die bisherigen Belege zu Hallermanns NS-Vergangenheit würden für eine Namensänderung ausreichen.
Hallermann spielte Rolle bei NS-Euthanasie
Wilhelm Hallermann war von 1946 bis 1969 Professor für Gerichtliche Medizin an der Uni Kiel und leitete 20 Jahre lang das Studentenwerk SH. Der Mediziner war aber auch unter anderem Mitglied der SA, der NSDAP und im Nationalsozialistischen Deutschen Ärztebund. Von 1941 bis 1945 war Hallermann Gerichtsarzt am Sondergericht in Kiel. Das geht aus dem Gelehrtenverzeichnis der Uni Kiel hervor. 1964 war er “Gutachter in der Frage, ob in der Anstalt Schleswig – ein Zentrum des Kindermordes während der NS-Herrschaft – auch Kinder ermordet worden seien. Hallermann (zit. n. Klee, Personenlexikon): ‘Ein Hinweis für aktive Euthanasiemaßnahmen hat sich … nicht ergeben.’”.
Wohnheim in der Nähe des Campus
Das Professor-Hallermann-Haus liegt hinter dem Institut für Pädagogik in der Johann-Fleck-Straße. Es hat etwa 300 Wohnheimplätze.