Beim ersten, kleinen Jubiläum der Kulturtankstelle ging es thematisch um den Hobby-Ornithologen Saša Stanišić, den Schweizer Sänger Dagobert, das neue Album von Balthazar und um mein Abschluss-Zitat, das von Patrick Modiano stammt.
*** Hobby-Ornithologe Saša Stanišić ***
Der Autor und Gewinner des Deutschen Buchpreises ist im Wahlkampfteam der Goldregenpfeifers aktiv. Seit 2006 interessiert er sich für den Vogel, der oft als “Gastvogel Deutschlands” bezeichnet wird. Stanišić reißt dazu im Deutschlandfunk einen schönen Witz (das ganze DLF-Interview gibt’s hier).
*** Filmtipp: Victoria ***
Die One-Take-Filmaufnahme von Sebastian Schipper mit Laia Costa und Frederik Lau gab’s bis Montagabend in der ARD-Mediathek, ansonsten immer auf AmazonPrime.
*** Dagobert – Jäger ***
Kulturstipendien, Obdachlosigkeit und wochenlang Reis: Das ist der Pop-Schnulzen-Sänger Dagobert.
Vor knapp 20 Jahren erlangte er in der Schweiz sein Abitur, im dicht besiedelten Raum zwischen Zürich und Basel. Er schrieb Songs, spielte dazu auf seiner Gitarre. Es folgte die erste Mitarbeit bei einer Band in Bern, dann wurde er obdachlos. Dagobert lebte zwei Jahre auf der Straße, das Songschreiben hörte aber nicht auf. Er erlangte in der Zeit sogar ein Kulturstipendium, das in bis nach Berlin brachte. So richtig klappen wollte es mit der Musik da aber nicht.
Er verabschiedet sich von der Großstadt und zieht in die Schweizer Alpen. In einem Haus seines Onkels kommt er unter – weit abgeschieden in einem Bündner Seitental, im Dorf Pigniu, wo man Räteromanisch spricht. Er lebt dort sehr einfach in der Bergwelt, ohne Telefon und Internet. Mit dabei hat er einen alten Laptop und eine dazu passende Software, um Songs zu produzieren. Er tüftelt an seiner Musik: Stundenlang, tagelang, wochenlang. Zum Essen gibt es oft lange nur Reis. Um die Auswirkungen auf seinen Körper zu beobachten. An manchen Tagen kommt kein Wanderer oder sonst irgendwer an seinem Haus vorbei. Dagobert bleibt fünf Jahre in Graubünden.
Dann kehrt er mit einem großen Koffer voller Musik zurück nach Berlin. Lebt in einem Café, das einer Freundin gehört. Dort lernt er den Musikproduzenten Markus Ganter kennen. Mit ihm nimmt er in Mannheim sein erstes, selbstbetiteltes Album „Dagobert“ auf. Es ist, wie auch die folgenden beiden Alben, eine Mischung aus Schlager und Elektro-Pop, die teilweise auf sehr kitschigen Texten beruhen. Mit seiner Musik betritt Dagobert ein Terrain, auf dem vor ihm noch nicht so viele Personen unterwegs waren, fast wie auf den Wegen, die in das entlegene Dorf in den Schweizer Alpen führen.
Dagobert, Afrika und Welt ohne Zeit heißen die drei Alben, die der Schweizer Sänger in den letzten sieben Jahren veröffentlichte. In der kommenden Woche erscheint sein neues Album „Jäger“. Außergewöhnlich ist, dass es bisher nur eine Singleauskopplung gab. Die schließt sich an den Namen des Albums an und heißt Jäger. Musikalisch verändert sich Dagobert in diesem Song nur wenig, es wirkt aber nicht mehr so schlagerlastig. Die Strophen sind erfrischend, der Refrain dann ein bisschen zu einfach. Aber trotzdem prägt sich der Song auch ein, wir sind gespannt auf das Album, das am kommenden Freitag erscheint.
*** Patrick Modiano – Im Café der verlorenen Jugend ***
Der Literatur-Nobelpreisträger Patrick Modiano verfasste 2007 seinen wundersamen Roman “Im Café der verlorenen Jugend”. Moritz’ beendet seine Sendung allwöchtlich mit einem Zitat aus diesem Buch, ausführliche Infos gibt’s in der Sendung. Außerdem gibt’s das rote Buch in der UB Kiel zum Ausleihen.
Tracklist:
Interpret:in | Titel |
---|---|
Turbostaat | Wieso Herbst? |
The Darvin Moon Sound | Lange Reise |
Tocotronic | Auf dem Pfad der Dämmerung |
Georg Danzer | War das etwa Hasch? |
Pauls Jets | Trapband |
Tez | Малозаметное |
Motorama | Pole Star |
Human Tetris | Ruins |
Holy Motors | Midnight Trouble |
Half Moon Run | Trust |
International Music | Insel der Verlassenheit |
International Music | Country Girl |
Dagobert | Jäger |
Dagobert | Der Geist |
Nancy Sinatra | Bang Bang |
Ben E. King | Stand By Me |
Balthazar | On A Roll |
Mac DeMarco | Brother |
Bon Iver | 715 (Creeks) |
Bon Iver | 33 “God” |
Black Sea Dahu | Pure |
Der Nino aus Wien | Wo ist nur Dein Leben? |
King Krule | Out getting ribs |
Yves Montand | Compagnons des mauvais jours |